Fernsehstars kuessen auch nicht besser [17.11.14] by Amelie Sommerfeld
Autor:Amelie Sommerfeld
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2014-10-16T22:00:00+00:00
Der (Alp)traumurlaub
Ibiza: Sauf- und Partyinsel für alle, die sich schon morgens um acht gerne die Kante geben. Das zweite Mallorca, Ballermann für Snobs. Zwar existieren dort auch genügend ruhige Fleckchen in traumhafter Landschaft, doch davon ist in den Touristenzentren nichts zu spüren. Ich konnte nie verstehen, warum manche Menschen sich das freiwillig antun. Saufen bis zum Umfallen in grölenden Menschenmengen stellt für mich eine moderne Art der Folter dar. Unter Urlaub verstehe ich definitiv etwas anderes.
In Charlies Hotel blieb man davon glücklicherweise verschont. Das kleine luxuriöse Anwesen lag etwas außerhalb, es verfügte sogar über einen eigenen Hotelstrand. Hier stiegen keine Proleten ab – ausschließlich Prominente, Ärzte, Makler, also Leute mit dicken Brieftaschen, residierten in dem 5-Sterne-Hotel mit eigenem Pool. Ja, ganz recht, Charlies Hotel. Meine Wenigkeit wurde zusammen mit dem Kamerateam in einem überfüllten Billigschuppen direkt neben einer Diskothek untergebracht. Ganz offiziell begleitete ich Charlie als seine persönliche Assistentin, damit er meine Reisekosten vom Fernsehsender erstattet bekam. Darüber informiert hatte er mich erst kurz vor Abflug, als alle meine Sinne auf Strand und Urlaub programmiert waren. Nebenbei erwähnte er noch zwei Laiendarstellerinnen seiner neuen Folge, die uns begleiten würden. Und wie sich herausstellte, galten für diese Möchtegernmodels mit Gummibrüsten andere Standards. Sie wohnten im selben Hotel wie Charlie, legten das Geld des Senders in teuren Getränken wahlweise auch in Garnelenspießen an und durften sich sogar über einen eigenen Masseur freuen.
Meine Rolle als Assistentin durfte ich bereits am Flughafen spielen, indem ich Charlie und seine mitgereisten Schnepfen mit Getränken versorgte.
„Wo bleibt mein Saft?“
„Du hast die Eiswürfel vergessen!“
„He, ich wollte doch einen fettfreien Eiskaffee!“
Falls sich jemand fragt, warum ich nicht gleich wieder umdrehte und den nächsten Flieger nach Hause nahm: Es gab auch ein paar positive Dinge. Mit den Mitarbeitern vom Fernsehen verstand ich mich hervorragend und angeblich befand sich unsere Absteige nur zweihundert Meter vom Strand entfernt.
Nachdem ich meinen Koffer aufs Zimmer gebracht hatte, führte mein erster Weg an die Rezeption.
„Brauchen Sie was?“ fragte mich der Mitarbeiter des Hotels in gebrochenem Deutsch und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Ich finde den Internetanschluss im Zimmer nicht. Habe ich etwas übersehen oder haben Sie hier eine ….“
Der Mann legte seine Stirn in Falten.
„Internet?“
Sein Gesichtsausdruck löste in mir schlimmste Befürchtungen aus.
„Ja … Moment.“ Vielleicht hatte er mich bloß nicht richtig verstanden. Ibiza ist nicht das Ende der Welt, diese Insel konnte unmöglich ohne Internetanschluss auskommen. Schnell suchte ich in meinem Deutsch-Spanisch-Wörterbuch nach der korrekten Übersetzung.
Deutsch: Internet (Substantiv)
Spanisch: internet (Substantiv)
„Hier sehen sie: internet.“ Ich wiederholte das Wort noch einmal langsam und deutlich, in der Hoffnung, in seinem Gesicht eine Veränderung zu bewirken und von ihm etwas wie, „Jetzt verstehe ich – da hinten links ist ein Hot Spot“ zu hören zu bekommen.
„Ich habe meinen Laptop dabei und einiges zu erledigen. Sagen Sie bitte nicht, Sie haben ein Problem mit dem Anbieter?!“
Der Mann kratzte sich am Bauch.
„Anbieter? Haben wir nicht. Da müssen Sie schon in einem richtigen Hotel absteigen. Wir hier sind froh, dass wir überhaupt Telefon haben.“
Mit nur einem einzigen Satz machte er alle meine Pläne zunichte.
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